4. Anekdote 

Schon bei einer, der ersten Untersuchungen der Babys hat man uns gesagt, dass Kind 2 ein auffälliges Herzgeräusch hat. Sehr beunruhigend sowas zu hören, aber das ist man ja fast gewöhnt als Frühcheneltern.

Uns wurde gesagt, dass ein Ultraschall gemacht werden wird um das abzuklären. So weit, so gut. Ich bitte darum auf jeden Fall dabei seien zu können.

Es vergeht ein Tag nach dem anderen, aber der Ultraschall wird immer wieder verschoben. Als besorgte Mutter frage ich regelmäßig nach, was denn mit dem Ultraschall ist und bekomme die Antwort, dass ich Bescheid bekomme, wenn es soweit ist. Man muss schon einiges abkönnen auf so einer Station, wo man nicht der Einzige ist mit Sorgen. Das ist mir durchaus bewusst. Leider ist mir dieses dicke Fell nie wirklich gewachsen und spätestens nach der anstrengenden Schwangerschaft und nach dem Kaiserschnitt und nach der zermürbenden Zeit hier im Krankenhaus bröckelt mein Nervenkostüm nur noch vor sich hin. Ich meine wir sprechen hier von einem auffälligen Herzgeräusch bei einem Baby das mit 1,5 kg auf die Welt kam… 

Ich warte also mehr oder weniger geduldig. Ich bin übrigens fast immer bei den Mädchen ausgenommen zu den Mahlzeiten, an die ich mich erinnern muss, damit ich sie nicht vergesse und die ich auch nur einhalte, weil ich weiß dass mir sonst vielleicht die Milch wegbleibt. Ich bin also immer da. Streichele, füttere und habe sie so oft es geht auf der Brust zu liegen.

Nachts zwinge ich mich 4-6 Stunden schlafen zu gehen in mein Zimmer, das mir vom Krankenhaus zur Verfügung steht. Lieber würde ich bei meinen Mädchen schlafen, aber der eine Raum, der für Rooming-in zur Verfügung steht ist dauerbelegt. 😦 Aber zurück zum Ultraschall. Ich betone meine Anwesenheit deshalb so sehr, weil mich das Erlebte bis heute maßlos ärgert.

Es ist Nacht. Ich schlafe in meinem Zimmer seit etwa einer Stunde. Da klingelt mein Telefon. Ich schaffe es gerade so ranzugehen. Die Stimme der Schwester sagt zu mir, dass sie gerade schon auflegen wollte. Aha. Ja nachts um 1 oder 2 Uhr bin ich nicht ganz so schnell am Telefon. Es tut mir leid. Nicht!

Es ginge um mein Kind. Hier steht dass die Mutter dabei sein möchte beim Ultraschall, ob das richtig sei. Ja ist richtig. Na dann sollte ich mich beeilen. Die Ärztin hat mein Baby schon in der Hand. Bitte wie? Ich komme.

Ich ziehe mir einen Bademantel an und hetze zur Neonatologie. Es dauert einen Moment bis man mit dem Fahrstuhl unten ist und dann desinfizieren und so. Ich komme an und da wird meinem Baby gerade die Brust abgewischt. Fertig, verkündet die Ärztin stolz und sagt mir dass alles in Ordnung ist mit dem kleinen Herzen.

Ich bin fassungslos. Wütend. Traurig. Erleichtert. Müde. Erschöpft. Wütend!!! Sehr sehr wütend. Aber ich sage nichts. Ich habe einfach keine Kraft mehr.

Ich warte tagelang auf diesen Ultraschall. Bin immer da außer nachts wenn ich mal ein wenig Schlaf tanke um dann den nächsten Tag zu meistern. Und dann können sie nicht mal 10 Minuten warten bis ich auf der Station angekommen bin? Nachts? Vielleicht hätte ich mein Baby gerne selbst ausgezogen? Gerne selbst der Ärztin übergeben? Oder wenigstens gerne selbst den Ultraschall gesehen auch wenn ich davon natürlich sowieso nichts verstehe. Einfach nur so, weil ich eben die Mutter meines Babys bin…

Ich habe nur eins dazu zu sagen: großes Unverständnis wie man so wenig Mitgefühl haben kann mit den Eltern.

Nebenbei versuchte mein Körper auch noch eine relativ große Operation zu heilen. Nur so nebenbei… Ach man. Ich merke wie sehr die Wut immer noch nach acht Jahren präsent ist. 

Wann kann ich das loslassen?

Hier findet ihr die anderen Anekdoten.

4 Gedanken zu “4. Anekdote 

  1. Ich war einfach auch dankbar, für Menschen die mich aufforderten zu mir zu schauen, gerade in dieser Zeit, zu schlafen, daheim wartete anschliessend ja auch noch ein 1.5 jähriger, damit ich eben keine Mutter-Kind-Kur brauchen würde in ein paar Monaten, die Pflegefachleute auf einer Neo wissen, dass Mütter einen langen Atem brauchen und es gesund ist auch da einiges loszulassen, damit die Energie für lange und alles reichen wird! Ich bin dankbar für Menschen die mir auch Mut gemacht haben und liebevoll zu meinem Kleinen waren, die mir Bestätigung gaben und mich haben machen lassen, ich konzentriere mich auf alles was gut war! Ich versuche zu vergessen, was alles schief gelaufen ist, aber für die Ärzte ist es nicht einfach auf alle individuellen Wünsche und Vorstellungen einzugehen und in dieser hochsensiblen Zeit immer richtig zu handeln! Als ich deinen Bericht las mit dem Ultraschall erinnerte ich mich an einen Versuch der Ärzte, meinem Kleinen einen erneuten Zugang für eine Antibiotikagabe zu legen weil man doch noch einen zusätzlichen Infekt befürchtete, und als ich ankam
    man mir erzählte, dass sie keine Venen mehr stechen konnten, und ihm hätten seine wunderschönen schwarzen dichten Häärchen abrasieren müssen um einen Zugang über den Kopf zu machen, dann aber deswegen darauf verzichtet hätten! Ich habs schon fast vergessen und es war mehr als ungeschickt, das in meiner Abwesenheit zu machen, aber ich war so darauf konzentriert ihm alles zu geben was er brauchte, ich habs ausgeblendet, bis heute! Und da gab es auch so viele wertvolle Situationen, wie schon erwähnt, Schwestern die mir sagten wie gut ich das mache und wie stark wir das meistern, und mich die zwei letzten Tage mit ihm im Nebenzimmer haben schlafen lassen, Schwestern die mich immer angerufen haben sobald er Hunger hatte oder die früh anfingen das mit dem Gewicht und Wiegen nicht mehr allzugenau zu nehmen und mir damit mein Leben erleichterten! Ärzte die sich sofort um mein Problem kümmerten als ich als KS-Folge plötzlich stechende Kopfschmerzen bekam! Natürlich war da auch der Transport mit dem Taxi ins Kinderkrankenhaus am nächsten Tag, alleine nach einem KS, ich stand an der Rezeption und fing einfach an zu heulen, und nach der Anmeldung nahm ich den Aufzug und landete in einem endloslangen einsamen kalten fensterlosen Betonflur, wanderte weinend ziellos umher, bis eine Hebamme aus einem der Zimmer kam und mich in mein Zimmer brachte, näher beim Kleinen, ich war da KS +1 Tag! Ich stand stundenlange am Bett des Kleinen bis ich fast stehend einschlief vor lauter Morphin und Schmerzmitteln! Aber ich bin einfach nur dankbar, dass alles da war, um ihm zu helfen und da Menschen waren, die ihr Bestes gaben, nicht perfekt aber ihr Bestes, wie wir Mütter übrigens auch!

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