Groß werden

Irgendwie mussten meine großen kleinen Mädchen noch nie so schnell groß werden wie jetzt seitdem sie als Neugeborene im Krankenhaus waren.

Damals ging es einzig und allein darum, dass sie möglichst schnell groß werden. Meine Muttermilch wurde sogar mit Hochkalorischem angereichert, damit sie möglichst schnell an Gewicht zunehmen.

Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht.

Sie sind schnell gewachsen und wir durften nach drei Wochen das Krankenhaus verlassen. Seitdem durften sie in ihrem eigenen Tempo groß werden. Ich habe oft das Gefühl, dass ich nicht viel mit ihrer „Erziehung“ zu tun habe, denn ich empfinde mich mehr als Beobachter und weniger als ihr Erzieher. Wenn mich jemand für meine lieben Kinder lobt, dann freut mich das natürlich, aber ich habe (gefühlt) nichts damit zu tun, denn so sind sie einfach. Ich habe sie nicht dazu gebracht so zu sein.

Seitdem unsere Jüngste dazu gekommen ist, müssen sie aber mehr ran. Es wird mehr von ihnen erwartet. Sie sollen die Großen sein. Verständnisvoll. Sie sollen spielen mit ihrer Schwester, aber sie auch in Ruhe lassen. Sie müssen im Haushalt mehr mithelfen und sollen (möglichst) im eigenen Bett schlafen.
Mit der Einschulung kam dann nochmal mehr Druck. „Ihr seid jetzt große Schulmädchen.“
Ich merke, dass es Ihnen zu schaffen macht. Im letzten Jahr mussten sie unglaublich schnell „groß“ werden.
Nun merke ich oft, dass sie auch wieder klein sein wollen. Sie wollen zurück in diese behütete Kindergartenkindzeit. Da war alles noch einfacher und besser. Sie konnten spielen und toben. Jetzt müssen sie lernen und still sitzen. Früh aufstehen und auch pünktlich ins Bett gehen. Hausaufgaben erledigen und dann auch noch bei der Hausarbeit mithelfen.

Meine Erwartungen an sie sind sicher oft übertrieben. Ich arbeite dran. Dann sind da noch die Erwartungen ihrer Lehrerin. Jeder will auf einmal was von ihnen. Sie sind daran gewachsen keine Frage, aber sie leiden auch unter dem Druck.
Ich hoffe ich kann ihnen ein bisschen von der Last abnehmen indem ich ihnen den Rücken stärke und ihnen hier zu Hause auch den Freiraum schaffe mal nur meine kleinen Mädchen zu sein.

Meine Gedanken des heutigen Tages. Danke für’s Lesen.

Einfluß der großen Geschwister auf die Erziehung

Es war mir gar nicht so bewußt, dass die großen Geschwister die Kleinen miterziehen.

Die Zwillinge durften ganz viel probieren und ich habe mehr beobachtet als aktiv mitgemacht. Unsere Jüngste wird überall hingetragen, auf den Hochstuhl gesetzt, der Pullover wird ihr ausgezogen (wenn sie es gerade selbst versucht), und so weiter.
Sie kann viel weniger ausprobieren, weil mindestens eine ihrer Schwestern zur Stelle ist und das für sie übernimmt. Sie steht im Flur und jammert nach mir. Kind 1 kommt und fragt „Willst Du zu Mama?“ und trägt sie zu mir. Sie kann ja durchaus auch alleine zu mir kommen.
Anderes Beispiel: Die Kinder sitzen am Kindertisch und Kind 3 ißt gerne mit einer Kuchengabel. Also habe ich ihr Brot in kleine Stücke geschnitten und sie versucht sie aufzupieken. Das klappt nicht immer. Also fast nie. Aber sie versucht. Kind 2 nimmt die Hand der Kleinen inklusive Gabel und piekt auf und steckt das Stück gleich in den Mund von Kind 3. Ich meine Letzteres kann sie nun wirklich schon alleine…

Manche Tage habe ich das Gefühl die einzigen Sätze, die ich den Großen sage, sind: „Laß Kind 3 runter!“ „Laß sie in Ruhe!“ „Ärgere sie nicht.“ „Sie kann das schon allein!“

Ich bin ja froh, dass sie mithelfen und dankbar, dass sie auch mal die Jüngste beschäftigen, aber manchmal wünschte ich sie hätten mehr ein Gefühl dafür, wann sie sich auch mal zurückhalten müssen. Dann erinnere ich mich daran, dass sie erst 7 Jahre alt sind und keine Erwachsenen wie ich. 😉
Aber trotzdem haben sie Einfluß auf die Erziehung der Jüngsten. Sie wird ganz anders groß als ihre Schwestern. Es haben eben vier Menschen direkten Einfluss auf sie und nicht nur zwei, wie das bei den Zwillingen der Fall war.

Das Positive an dem Einfluss ist die Geschwindigkeit mit der die Kleine alles lernt und lernen will. Sie ahmt ihre großen Schwestern sehr oft nach.
Es ist zum Beispiel viel einfacher ihr die Zähne zu putzen als es damals mit den Großen war. Sie sieht einfach jeden Tag das Prozedere und da möchte sie natürlich auch dabei sein. Sie macht da ganz artig mit. Auch sonst hat sie keine Scheu vor anderen Kindern. Sie ist sehr offen und interessiert. Ihr Wesen ist natürlich auch ein bisschen anders als das von den Großen, aber viele alltägliche Dinge sind mit ihr viel einfacher, weil sie besser „angepasst“ ist.

Es hat eben alles Vor- und Nachteile. 🙂