Liebesbrief an meinen Körper

Nachdem ich gestern den wöchentlichen Beitrag „Ich will fitter werden“ geschrieben habe , habe ich noch eine Weile über meinen Körper und mein Körpergefühl nachgedacht und da ich eher dazu tendiere mich selbst zu kritisieren, kam mir die Idee mit dem Liebesbrief. ❤️

Mein lieber Körper,

so viele Jahre verbringen wir nun schon gemeinsam. In den ersten Jahren sind wir beide viel gewachsen und haben viel erlebt.


Als Teenie machten wir nochmal eine Verwandlung durch. Diese Verwandlung führte auch eher zu Unsicherheiten bei mir. Dich interessierte das nicht. Du fandest uns toll und die Kommentare von Anderen und meine eigene Kritik interessierten Dich nicht die Bohne. Ich war nie schlank und empfand mich immer als dick. Übergewicht hatte ich aber Keines. Wenn ich heute alte Bilder sehe, dann muss ich mich wundern über mein damaliges (schlechtes) Selbstbild von mir.

Das bin ich 2004

Ich hatte einen schönen Körper. Ungezeichnet von Schwangerschaften und Operationen.

Durch das Studium hatte ich einige Stress- und Frustpfunde zugelegt. (Kein Vergleich zu heute…) Die habe ich mit Hilfe einer großen Abnehmgemeinschaft wieder abgenommen. Auf dem Bild von 2004 sieht man mich ungefähr auf halbem Weg zurück zum Gewicht vor dem Studium.

Mein lieber Körper. Was hast Du für Wunder vollbracht? Du bist unglaublich. Du hast vor 10 Jahren aus einer Eizelle von mir zwei Kinder geschaffen und ihnen 7 Monate ein Zuhause gegeben. Auch danach hast Du Großes geleistet. Du hast über ein Jahr ausschließlich für die Ernährung von zwei Babys gesorgt indem Du wertvolle Muttermilch produziert hast.

Schwanger mit Zwillingen einen Tag vor der Geburt

Leider haben wir uns schwer getan die zugelegten Kilos von der Schwangerschaft wieder loszuwerden, aber auch das ist uns irgendwann gelungen. Du hast mir einen fast makellosen Bauch hinterlassen. Trotz Zwillingsschangerschaft und Übergewicht danach. Ich danke Dir dafür. Die kleinen fast unsichtbaren Streifen erinnern mich immer wieder gerne an die Füße und Pos, die sich an meiner Bauchdecke sichtbar machten.

Die große Operation damals – der Kaiserschnitt – hast Du überstanden und geheilt. Auch wenn es lange gedauert hat das Erlebte zu verarbeiten, hast Du schnell die körperliche Wunde geheilt. Eine Narbe ziert nun meinen Bauch, um mich an dieses kleine Wunder zu erinnern.

Mehrere Jahre vergingen und Du ließt erneut einen Menschen heranwachsen. Wir konnten zusammen eine heilsame Hausgeburt erleben. Was für eine unglaubliche Leistung von Dir. Du hast einen so wunderbaren kleinen Menschen hervorgebracht, den Du bis heute mit Muttermilch versorgst. Wenn auch lange nicht mehr als Hauptnahrungsmittel.

Es ist schön Dich zu haben. Ich habe Dich sehr gerne und bin Dir dankbar.

Oktober 2016

Ob mit oder ohne Übergewicht, ich liebe Dich.

Das musste mal gesagt werden. ❤️️

5. Anekdote

Vier Geschichten aus unserer Zeit im Krankenhaus hab ich nun schon geteilt. Heute eine ganz kurze, aber in meiner Erinnerung sehr Wichtige.

Ich werde mit dem Bett in einen Raum gefahren. Die Operation ist überstanden. Die Babys hat man gleich weggebracht und versorgt. Wir wissen nichts. Leben sie? Wie geht’s ihnen? Einen Schrei hat jedes Mädchen von sich gegeben. Die Hebamme hat sie an mir vorbei in den Raum nebenan getragen.

Der Schrei war zwei Mal fast identisch. Es war fast wie ein Déja-vu.

Mir ist sehr kalt. Offenbar Nachwirkungen der OP. Obwohl ich bereits zugedeckt bin, zittere ich. Mein Mann weiß sich nicht zu helfen. In seiner Not legt er seine Jacke auf mich drauf. Das hilft.

Eine Schwester (oder die Hebamme?) kommt und fragt meinen Mann, ob er schon mitkommen möchte. Er sieht mich fragend an und ich will natürlich, dass er zu unseren Babys geht. Ich weiß nicht warum ich nicht gleich mit konnte. Ich liege jedenfalls dann allein in dem Raum und ich weiß nicht wieviel Zeit vergeht, aber dann steht der Oberarzt an meinem Bett. Er hat mich die letzten Wochen betreut und mit mir regelmäßig Ultraschall gemacht. Er hat mir die OP erklärt und auch selbst operiert. Er war durch und durch Arzt, aber auch Mensch und diese Menschlichkeit hat er mich an diesem Tag spüren lassen.

Er kam ganz dicht und streichelte mein Gesicht. Er sagte irgendwas in der Art: „Jetzt haben Sie es geschafft. Es ist vorbei. Sie haben zwei Mädchen. Die Mädchen sind gesund.“

Bis dahin wusste ich nicht was los ist und dann kam er und erlöste mich. Es war ein sehr schöner Moment. Unsere bis dahin sehr normale Arzt-Patient-Beziehung hatte für den kurzen Moment etwas Fürsorgliches und Liebevolles. Das wird mir ewig in Erinnerung bleiben.

Nachdem die Mädchen geboren waren, hatte ich mit ihm nicht mehr viel Kontakt, denn nun hatte ich weniger mit dem Frauenarzt und mehr mit Kinderärzten der Klinik zu tun. Zu denen fallen mir bestimmt auch noch Geschichten ein…

 

Hier findet ihr die anderen Anekdoten.

Gastbeitrag: Kaiserschnitt unter Vollnarkose

Und wieder ein Geburtsbericht für Euch. Die Geburt meines Großcousins war anders als geplant ein Kaiserschnitt.

Geburtsbericht

Nach einer problemlosen und schönen Schwangerschaft begannen tatsächlich genau am voraussichtlichen Entbindungstermin früh ca 5 Uhr die Wehen.
Es war erstmal nur ein Ziehen, aber eben ein regelmäßiges Ziehen.
Ich war entspannt und döste noch bis um 6 vor mich hin. Dann klingelte der Wecker, denn mein Freund musste auf Arbeit.
Ich sagte ihm, dass ich Wehen habe, wollte aber auf keinen Fall, dass er zu Hause bleibt.
Er ging auf Arbeit und schickte seine Eltern bei mir vorbei.
Aus irgendwelchen Gründen hatte ich im Gefühl, dass sich trotz der Wehen noch nicht viel tun wird.
Ca. 9 Uhr fuhren mich meine Schwiegereltern in Spee zu meiner Frauenärztin.
Diese machte ein CTG und teilte mit, dass die Wehen noch nicht regelmäßig und noch nicht sehr stark sind aber dass es gut möglich ist, dass das Kind heute noch kommt.
Um mich abzulenken, waren wir dann noch frühstücken.
Danach haben wir uns mit meiner Schwester getroffen und waren spazieren.
Auch da waren die Wehen noch erträglich. Nach dem Spaziergang gingen wir zurück in unsere Wohnung.
Ich hatte an diesem Tag noch einen Termin mit einem Finanzberater, auch den nahm ich noch wahr und freute mich über die Ablenkung.
Nach dem Termin ca. 18 Uhr wurden die Wehen wirklich schmerzhaft, um einen besseren Überblick zu bekommen lud ich mir eine WehenApp herunter und stoppte Wehenzeit und die Pausen.
Keine Pause und keine Wehe waren wirklich gleich lang. Als mein Freund wieder zu Hause war, verabschiedeten sich seine Eltern und meine Schwester.
Wir redeten und schauten fern, um 22 Uhr legte mein Freund sich schlafen.
Ich verbrachte die Nacht vor dem Fernseher und in der Badewanne.
Die Wehen waren schmerzhaft aber teilweise in größeren Abständen von 15 Minuten.
Ich dachte an meinen Freund und wie kaputt er von der Arbeit war, ich wollte ihn nicht wecken und sagte mir, ich müsse bis ca. 6 Uhr durchhalten, damit er genügend Schlaf hat.
Gerade als ich ihn wecken wollte stand er in der Tür und ich teilte ihm mit, dass ich nun zum Krankenhaus möchte, um schauen zu lassen ob es dem Krümel noch gut geht.
Im Krankenhaus angekommen gingen wir ins Untersuchungszimmer, aber wie befürchtet hatte sich noch nichts getan, erst auf Toilette ging der Schleimfropf ab.
Dem Krümel ging es gut.
Die Schwester riet mir noch spazieren zu gehen bzw. nochmal nach Hause zu fahren.
Ich hatte noch ein Gespräch mit dem Arzt, unterschrieb schon mal alle Unterlagen und dann fuhren wir wieder zurück und ich verbrachte den halben Tag mit Baden.
Erst abends wollte ich, auf Grund der Schmerzen wieder zurück ins Krankenhaus.
Bevor wir reingingen machten wir noch einen Spaziergang und aßen etwas.
Ich hatte häufig Wehen und dolle Schmerzen, aber ahnte schon, dass der Muttermund sicher nicht sehr weit auf war.
Tatsächlich hatte sich der Muttermund nach 38h Wehen nur 1 cm geöffnet.
Zum Glück erhielt ich ca 21 Uhr wenigstens einen Schmerztropf, ich war wie benommen.
23 Uhr hatte sich der Muttermund um 5 cm geöffnet, das veranlasste die Schwester die Fruchtblase zu öffnen. Nun sollten die Wehenpausen kleiner werden. Das taten Sie allerdings nicht und ich freute mich über jede Pause.
Die Schwester wollte mir einen Wehentropf geben, dies lehnte ich ab.

Ich wollte eine PDA, ich konnte die Schmerzen nicht mehr ertragen, ich hatte das Gefühl mein Becken explodiert. Sie riet mir davon ab und meinte, dass in der letzten Phase auch die PDA nicht hilft. Ich quälte mich also und dachte immer, ich halte es nicht länger aus.
Nun riet mir auch mein Freund dazu den Wehentropf zu nehmen, ich müsse ja doch früher oder später da durch. Also stimmte ich zu.

Ich war sehr mit mir selbst beschäftigt und achtete nicht mehr auf das CTG.
Aber irgendwas war anders, im nächsten Moment stand eine Frau vor mir und stellte sich als Oberärztin vor und teilte mir mit, dass Sie mir ein Wehenhemmer spritzen würde und ich mich 1 Mal nach rechts und 1 Mal nach links drehen solle.
Ich wusste sofort das was nicht stimmt und nun wusste ich auch, was anders war, ich hörte keine Herztöne mehr, bzw. nur sehr leise.
Wieder einen Moment später standen noch mindestens 3 weitere Personen neben meinem Bett und ein Narkosearzt stellte sich als solcher vor und teilte mir mit, das ich tief ein und ausatmen solle.
Dies tat ich. Ich begann zu zittern und hatte auf einmal unheimliche Angst, dass mit der Sauerstoffversorgung des Krümels irgendwas nicht in Ordnung sein könnte.
Ich wurde auf ein anderes Bett gelegt und aus dem Zimmer in den OP gefahren, ich erhielt Anweisung zum weiteren tiefen ein und ausatmen und bekam noch mit, wie mein Bauch mit Desinfektion bestrichen wurde und Tücher drumherum gelegt wurden.

Dann wachte ich auf mit den Worten, mein Bauch tut so weh, mein Bauch tut so weh.
Es war ca. 9 Uhr als 2 Schwestern neben mir standen und mir mitteilten, dass Sie mich mit auf die Station nehmen würden.
Dort wurde ich wieder an sämtliche Geräte angeschlossen, was richtig ätzend war, da es ein wahnsinnig heißer Tag war und meine Gedanken nur noch bei meinem Kind waren, ich wollte zu ihm und es war für mich das Schlimmste, dass er nicht bei mir war.
Als mein Freund reinkam mir erzählte, dass es dem Süßen gut geht und mir Fotos zeigte war ich überglücklich.
Der Süße hatte einen Nabelschnurknoten, welcher der Grund für die schlechten Herztöne war.

Ich konnte es nicht glauben, das dieser große Junge (55 cm und 3840 gramm schwer) tatsächlich in MEINEM Bauch war.
Zur Info, ich bin 1,70 m groß und wog vor der Schwangerschaft 57 kg.
Die Schwester war super nett, holte mir Frühstück und half mir, zusammen mit meinem Freund in den Rollstuhl. Ich wollte unbedingt auf die Neo um den Süßen zu sehen, leider scheiterte der 1 Versuch, mein Kreislauf machte nicht mit und ich verlor Unmengen an Blut direkt vor dem Bett.
Mir war schwarz vor Augen aber nach einer 5 minütigen Pause habe ich es nochmals versucht und nun klappte es.
Ich saß im Rollstuhl, schnell eilten wir zu unserem Süßen.
Ich konnte es nicht glauben, wie schön mein Kind ist und wie erfüllend und unendlich groß die Mutterliebe ist, die mich in diesem Moment überkam und bis jetzt anhält.

Wir verbrachten ca. eine halbe Stunde dort und 1 Stunde später kamen wir zusammen auf ein Zimmer.

Trilogie Teil 2: Die Geburt der Zwillinge

Hier könnt ihr alles über die Schwangerschaft lesen und nun geht die Geschichte weiter…

Es war also klar, dass am nächsten Tag früh um 8 Uhr unsere Babys geholt werden. Ein komisches Gefühl. Wir erzählten es Freunden und Familie und bereiteten uns seelisch darauf vor. Ich bat darum mich nochmal wiegen zu dürfen. Ich nahm nochmal Maß von meinem Bauchumfang. 🙂 Und ich wollte unbedingt nochmal duschen. Dafür brauchte ich die Hilfe meines Mannes, denn mein Bauch war schon sehr groß und die Dusche im Krankenhaus sehr klein…

Nach dem Duschen verabschiedet sich mein Mann und ich sehe noch etwas fern. Gegen 22 Uhr beschließe ich langsam mal zu schlafen trotz innerer Aufregung.
Plötzlich läuft Flüssigkeit aus mir raus. Ich bin total geschockt, weil ich gar nicht pullern musste… Ich drücke den Knopf für die Schwestern. Ein Azubi kommt. Ich sage ihr, dass ich glaube, dass ich einen Blasensprung habe und bin regungslos, weil ich total verunsichert bin. Sie sagt, dass sie da besser eine Schwester holt. Während sie rausgeht bewegt es sich in meinem Bauch und ein Schwall Fruchtwasser kommt raus. Diesmal bin ich ganz sicher, dass ich einen Blasensprung habe. Ich rufe meinen Mann an zu Hause. „Schatz, ich habe einen Blasensprung. Kommt bitte sofort wieder in die Klinik.“

Als die Schwester kommt sage ich es ihr. Sie sieht das nasse Bett und schickt die angehende Schwester los im Kreißsaal anzurufen. Sie schiebt mich im Bett aus dem Raum und ich fange an zu weinen. Ich frage sie voller Unsicherheit ob alles ok sein wird mit meinen Babys? Sie sagt ganz liebevoll, dass alles ok ist und ich jetzt meine Babys bekommen werde.

Ich konnte mich aber erst so richtig beruhigen als mein Mann im Kreißsaal eintrifft. Die diensthabende Ärztin gibt mir ein Antibiotikum und ein Wehenhemmendes Mittel und erklärt mir, dass wir bis zum Morgen warten, damit der Kaiserschnitt wie geplant stattfinden kann. Wir sollen uns versuchen auszuruhen und zu schlafen. Mein Mann bekommt ein Bett und wir versuchen zu schlafen. Wobei keiner von uns so richtig entspannt ist und dann gehen die Wehen los. Ich habe sehr schnell heftige Wehen trotz Wehenhemmer. Meine Töchter lassen sich nicht vorschreiben wie ihre Geburt ablaufen soll. Es nützt nichts. Ich kann so nicht schlafen. Nach eine Weile holt mein Mann die Hebamme. Sie untersucht mich (ich habe daran überhaupt keine Erinnerung) und sagt, dass der Muttermund schon 2 cm eröffnet ist und dass es wohl nun doch losgeht.

Sie ruft den Oberarzt an und die Oberärztin der Kinderklinik. Relativ schnell ist der OP vorbereitet und es geht los. Das Aufstehen vom Bett auf den OP-Tisch war sehr schwer. Ich hatte hefige Wehen und ich lief aus, das Fruchtwasser lief mir die Beine runter und hatte das Gefühl mein Bauch konnte das Gewicht nicht mehr halten. 😦
Dann wurde unter Wehen die Narkose gelegt. Das war sehr unangenehm. Erstens hatte ich Wehenschmerzen und ich musste nach vorne gebeugt sitzen. Zweitens war das Pieken in den Rücken nicht angenehm. Der Anästhesist hat immer wieder gesagt: „Das klappt hier nicht.“ und „Das wird so nichts.“ Sehr beunruhigend solche Sätze. Ich meine  ich war ja schon aufgeregt genug.
Dann auf einmal wurde ich hingelegt und angeschnallt. Das Tuch ging hoch und mein Mann kam rein. Es ging los. Ich war total geschockt, weil in meinem Vorbereitungsgespäch zu der Anästhesie hieß es, dass es ungefähr 15 Minuten dauert bis sie wirkt. Wo waren die 15 Minuten? Warum warten wir nicht? Hat denn das jetzt überhaupt geklappt? (Immerhin hatte der blöde Arzt die ganze Zeit gesagt, dass es nicht klappt…)
Dann ging es los. Es ruckelte sehr heftig. Ich hatte keine Schmerzen, aber ich konnte sehr deutlich merken, dass etwas mit meinem Körper gemacht wurde. Ich empfand es nicht als Geburt sondern mehr so als würden mir die Kinder aus dem Leib gerissen werden. Dann das erlösende kleinen Schreien. Und schon lief die Hebamme mit Baby 1 vorbei. Mein Mann sagt, dass sie sie gezeigt hat, aber ich erinnere mich nicht daran. Dann exakt derselbe Schrei von Baby 2 und wieder ging eine Hebamme mit Tuch und Baby in den Raum nebenan. Mein Mann blieb bei mir. Das Schreien von Beiden beruhigte mich etwas.
Warum mein Mann da nicht gleich zu den Babys konnte, weiß ich nicht und finde es blöd, aber es ist ja leider nicht mehr rückgängig zu machen.

Mir war kalt und ich war traurig. In meiner Erinnerung ging das Zunähen sehr schnell und ich wurde auf ein Bett gehoben und in einen anderen Raum geschoben. Mir war sehr kalt. Ich bat um weitere Decken. Mein Mann legte seine Jacke auf meine Decke. Das ist die schlimmste Erinnerung, die ich habe. Diese Kälte und Ungewissheit. Jemand kam und fragte meinen Mann, ob er mitkommen möchte zu den Babys. Er war etwas unsicher, ob er zu unseren Kindern gehen sollte oder lieber bei mir bleiben, aber mir war es sehr recht, dass wenigstens einer von uns bei den Babys war.

Ich war dann ganz alleine in dem Raum. Es wurde dann langsam besser mit dem Frieren und ich weiß noch ganz genau, dass der Oberarzt zu mir kam und mir liebevoll über den Kopf streichelte und sagt, dass alles in Ordnung sei mit dem Babys und auch mit mir. Ich solle mir nun keine Sorgen mehr machen. Es war alles gut gelaufen. Das fand ich sehr menschlich und es half mir sehr mich zu entspannen. Der Oberarzt hatte mich die gesamte Zeit begleitet und immer den Ultraschall bei mir gemacht. An dieser Stelle gilt ihm wirklich mein Dank. Die Betreuung von ihm war wirklich gut!

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Quelle: pixabay.com

Es war geschafft. Ich war nun Mama von zwei Zwillingsmädchen.

Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich Wehen hatte und meinen Mädchen schon ein wenig darauf vorbereitet waren, dass es nun losgeht. Außerdem beruhigte es mich sehr, dass sie ihren Geburtstag quasi selbst bestimmt haben. Wohlmöglich war es wirklich Zeit geboren zu werden. Sieben Wochen zu früh. Das alles beruhigt mich.
Wenn ich hinterher über den sehr unangenehmen Kaiserschnitt sprach, dann fand ich es wenig hilfreich, wenn mir gesagt wurde, dass es ja nun geschafft sei und ich froh sein kann, dass ich zwei gesunde Babys habe…
Die Erfahrungen der Operation beschäftigen mich noch heute auch wenn die Erinnerungen langsam verblassen. Es hat aber auch gedauert bis ich das verarbeitet habe und wirklich akzeptiert habe, dass alles so sein musste und ich nichts hätte anders/besser machen können.

Am Schlimmsten fand ich die Aufklärung über die Spinalanästhesie und auch das Setzen dieser. Aber auch die Operation an sich war sehr unangenehm, denn ich erwartete nichts zu merken stattdessen merkte ich sehr wohl was da passierte. 😦

Im dritten Teil der Trilogie berichte ich Euch dann von unser Zeit im Krankenhaus.

Trilogie Teil 1: Zwillingsschwangerschaft

Ich habe lange überlegt wie ich anfange und habe mich nun entschieden den Geburtsbericht meiner Zwillinge in drei Teile zu teilen: Vor der Geburt, die Geburt und nach der Geburt werden hier im Blog in den nächsten Tagen Thema sein.

Los geht es also mit pre-natal wie man so schön sagt…

Wir wollten ein Baby. Wir haben es versucht. Wir waren schwanger. Ganz unkompliziert hat es sofort geklappt. Es war im April vor 8 Jahren. 🙂

Ziemlich schnell hatte ich mittelstarke Bauchschmerzen (so um die 6. Woche). Um die 8. Woche hatte ich meinen ersten Termin bei der Frauenärztin. Wir hatten einen großen Urlaub geplant und wollten vorher sicher gehen, dass alles in Ordnung ist.
Die Ärztin untersuchte mich und bestätigte uns die Schwangerschaft. Sie wollte keinen langen/intensiven Ultraschall machen, weil es noch so früh war. Sie war schon fertig mit dem Ultraschall als ich sie fragte ob sie sicher sei, dass es keine Zwillinge sind. Ich hatte so ein Gefühl und dann waren da die Schmerzen… Sie setzte also nochmal an und guckte und siehe da: Es waren Zwillinge.
Die Ärztin empfahl uns den Urlaub abzusagen und nicht zu fliegen. Ein Schock für uns. Mein Mann und ich waren erstmal baff und mussten das beim Lieblingsitaliener sacken lassen. Als wir später Familie und Freunde anriefen um ihnen von unserem Glück zu erzählen, waren wir dann aber doch sehr euphorisch. Zwei Mal 1-cm-Baby in meinem Bauch. 🙂

Wir sagten unseren Urlaub ab. Vier Wochen USA fielen nun leider aus. Dafür planten wir schnell um und fuhren stattdessen nach Italien mit dem Auto. Es war eine gute Entscheidung die große Reise abzusagen, denn es ging mir nicht gut. Ich war sehr SEHR müde und erschöpft. Manche Tage ging es mir richtig schlecht. Die frühe Schwangerschaft verlangte mir und meinem Körper Einiges ab. Wir hatten einen schönen Urlaub in Italien. Erst Meran, dann Mailand, danach Venedig und zum Schluß Rimini. Ich war rund um die 10. Woche und bildete mir ein, dass mein Bauch schon wächst. 🙂

In der 16. Woche gingen die ersten Sorgen los. Ich hatte Blutungen. Wir fuhren ins Krankenhaus. Im Auto weinte ich die ganze Zeit, weil ich Sorge hatte, dass ich die Babys verliere. Es war aber alles in Ordnung. Was für ein Glück. Es sollte aber leider nur einer von vielen Besuchen im Krankenhaus werden. Ich weiß nicht mehr genau wann aber rund um die 20. Woche hatten wir den Termin bei der Feindiagnostik. Der Arzt war nicht der Feinfühligste. Er erklärte uns, dass unsere Babys sich eine Plazenta teilen und ein Zwilling kleiner ist. Das könnte alles mögliche Schlimme bedeuten und ich soll froh sein, wenn ich bis zur 30. Woche komme. Ich müsste nun regelmäßig antanzen und streng untersucht werden und ich soll mir schonmal eine passende Klinik aussuchen. Na wunderbar. Ich war fix und fertig.

Ein paar Tage später war ich bei meiner Frauenärztin und sie beruhigte mich etwas. Sie telefonierte mit der Feindiagnostikpraxis und bat um einen anderen Arzt (den sie kannte) und sie stellte klar, dass man mit ihrer Patientin (mir) bitte etwas einfühlsamer umgehen soll. Es war sehr ungewohnt so von einer Ärztin unterstützt zu werden und tatsächlich war mein zweiter Besuch in der Praxis sehr viel angenehmer. Aber meinem Baby ging es leider nicht besser.

Beim nächsten Termin wurde ich eingewiesen ins Krankenhaus zur Lungenreifespritze. Das gefiel mir nicht. 😦 Und meinen Babys auch nicht. Sie waren sehr ruhig während des Aufenthaltes. Ich durfte aber wieder nach Hause und die Feindiagnostikpraxis wechselte sich mit den Ultraschalls 2-wöchentlich mit dem Krankenhaus ab.

Ein paar Wochen nach dem Aufenthalt im Krankenhaus heirateten wir standesamtlich. Es war langsam dringend, denn wir wußten nicht wie lange es die Babys noch schaffen würden in meinem Bauch. 😉 Eine Woche später hatte ich einen sehr schlimmen Durchfall und musste ins Krankenhaus um wieder hydriert zu werden. Aber auch da durfte ich nochmal nach Hause für eine Woche.

Ich war nun wöchentlich zur Untersuchung und in der 30. Woche meinte der Arzt ich solle jetzt lieber stationär bleiben, damit er mich engmaschiger untersuchen konnte. Ich war begeistert. 😦 Hatte auch schon leichte Auswirkungen auf den Muttermund, so dass mir Bettruhe ans Herz gelegt wurde. Ich war nun also im 4-Bett-Zimmer mit dreimal täglichem CTG (Messung der Herztöne der Babys) und alle 3 Tage Feinultraschall voll versorgt, umsorgt und besorgt.
Es war eine Zeit voller Sorgen und Bangen um jeden Tag. Jeder Ultraschall war geprägt von der Angst um die Gesundheit der Babys und vor allem Baby 2, denn sie war das „Sorgenkind“, das unterversorgt war. Sie hatte einen auffälligen Doppler und vor allem die Durchblutung ihres Gehirns machte dem Arzt Sorgen und somit auch mir.

Ich bat darum mir die Neonatologie mal ansehen zu dürfen, denn dass meine Babys Frühchen werden, war sicher. Die Feindiagnostik Praxis verließ ich beim letzten Termin dort mit den Worten, dass ich froh sein solle, wenn wir es bis zur 32. Woche schaffen würden. Ich war nicht glücklich im Krankenhaus.
Las zwei Bücher über Frühchen, die mich sehr gut auf das kommende vorbereiteten:
Frühgeborene brauchen Liebe: Was Eltern für ihr „Frühchen“ tun können – Kornelia Strobel
Stillen von Frühgeborenen – La Leche Liga

Kann ich jedem ans Herz legen, der in einer ähnlichen Situation ist.

Einmal war die Station im Krankenhaus so überfüllt, dass sie uns eine Mutter mit Baby ins Zimmer legten. Es war der blanke Horror für mich. Diese Frau mit ihrem gesunden Baby und ich mit meinen Sorgen um die zwei ungeborenen Krümel. 😦
Wir wussten übrigens nicht, dass wir Mädchen erwarten, denn es sollte eine Überraschung sein. Wir wußten nur, dass sie eineiig sind. Somit kam Junge und Mädchen nicht mehr in Frage. Unglücklicherweise verplapperte sich der Arzt bei einer der letzten Untersuchungen. Es war ein paar Tage vor der Geburt. Er sagte zu mir: „Ihr geht es nicht so gut.“ und zeigte auf den Monitor. Sein Fehler fiel ihm sofort auf und er versuchte es zu vertuschen mit „Ich meine ihm oder ihr. Je nachdem. Wir wissen ja nix.“, aber es war zu spät. Nun wussten wir also, dass es Mädchen werden. Es war ein komisches Gefühl, denn ich dachte bis dahin dass es Jungs sind. Aber es war schön und fühlte sich richtig an.

Als wir 32+0 erreichten stellte der Arzt von Ultraschall alle 2 Tage auf täglichen Ultraschall um. Er sagte er will unseren Babys jeden Tag gönnen, aber eigentlich werden Kinder mit einem Befund wie unserem bei 32+0 geholt, weil das Risiko der Frühgeburtlichkeit geringer ist als das Risiko der Schädigung des Gehirns, aber mit der täglichen Untersuchung sehen wir Tag für Tag wie weit wir noch gehen können. Fünf Tage hat er es noch hinausgezögert, dann setzte er den Termin für den Kaiserschnitt am nächsten Tag an. Es war beänstigend und gleichzeitig sehr erleichternd, weil es nun endlich ein Ende haben sollte mit der Warterei und Bangerei.

Die Kleinste wurde auf 1100g geschätzt. Der Arzt sagte es könne auch sein, dass er sich um plusminus 400g verschätzt und sie noch deutlich weniger wiegt, daher sei ein Kaiserschnitt die sicherste Variante. Sie lag außerdem in Beckenendlage und wäre als zweites dran gewesen. Der Stress der Geburt der Schwester und dann noch die eigene Geburt wohlmöglich in Beckenendlage schien ein zu großes Risiko für eine normale Geburt. Wir waren uns da einig.
Heute denke ich manchmal vielleicht wäre es doch gegangen, aber es ist nichts rückgängig zu machen…

Bald hier mehr über die Geburt meiner Mädchen. Bleibt dran. 😉

Geburtsbericht von Frau G

Heute gibt es einen Gastbeitrag von Frau G, eine liebe Freundin von mir. Ihren Blog findet ihr hier.

Als unsere Tochter in unser Leben trat

Ein Jahr ist es nun fast her als unsere Tochter das (furchtbar grelle) Licht der Welt erblickt hat… Die Welt blieb stehen und dreht sich seit dem in einem anderen Tempo weiter.

Alles begann am 08.04.14 dem errechneten Geburtstermin. Um 10h hatte ich im Krankenhaus meinen Termin für das routinemäßige CTG. Ich parkte und watschelte rüber. Das CTG war absolut unauffällig und beim Ultraschall sah man, dass das Fruchtwasser nun langsam zurückgeht. Wieder kommen sollte ich am Freitag (den 11.) Falls sich bis dahin nichts von allein tut.

Also ging ich happy und gut gelaunt zurück zum Auto, wo mich der Schlag traf. Mein ippAuto war komplett zerstört. Man hatte mich im geparkten Zustand unter einen vor mir geparkten LKW geschoben. Hinten und vorne alles hin. Doch wirklich schlimm wurde es für mich als ich las wann der Unfall passiert war. .. Er ereignete sich genau 5min nachdem ich das Auto verlassen hatte. Mein Kopf fuhr Achterbahn. Mir war heiß und kalt und mir wurde ziemlich übel. Mein Mann holte mich dann kurzerhand ab und fertig vom Erlebten und dem Kopfkino des Tages ging ich um 20h zu Bett.

Um 0.30h wurde ich von meinen mir nun schon bekannten Darmkrämpfen geweckt. Ich kenne das schon, da ich sie Zeit meines Lebens unter der Periode hatte. Nun in den letzten Wochen der Schwangerschaft hatte ich sie auch ständig. Die Krämpfe sind sehr unangenehm, weil man einfach nichts dagegen machen kann. Ich vermutete dass der Zwerg sich nachts immer dreht und es deshalb weh tut. Wird ja schließlich immer enger.

Also bin ich aufgestanden auf Toilette Flur auf Flur ab. Hm diesmal sind die Schmerzen heftig – weiter schlafen wie sonst wird schwer. Also den Mann wecken. Er sagte ich solle doch diesmal ein Buscopan Zäpfchen nehmen, das sei schließlich erlaubt (er hatte gut zugehört im Geburtsvorbereitungskurs) Ok dachte ich, ich muss ja irgendwie schlafen. Als ich dann auf Toilette war, fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Die Schmerzen waren rhythmisch… Ich wollte noch keine Pferde scheu machen, deshalb hab ich mir mein Handy geschnappt und die Wehenschreiber App gestartet. Hm alle 3 min… Sollten wir da nicht langsam ins Krankenhaus. Und als ich das so dachte spürte ich plötzlich, dass mein Körper den natürlichen Reinigungsprozess startet. Und da war dann auch wirklich klar, es geht los. Ich schleppte mich – 2 Wehen veratmend ins Schlafzimmer und sagte meinem Mann, dass es losgeht. Erst war er unsicher aber als er mich sah, war ihm alles klar. Dann ging es schnell. Tasche geschnappt, angezogen und irgendwie die Treppe runter.

Während mein Mann das Auto aus der Garage holte, umarmte ich noch den Baum vor unserer Tür und dann ging es los. Im Krankenhaus angekommen war es 1.30h und die Wehenabstände bereits bei 2 min. Ab dem Moment war ich überfordert. Und dieses Gefühl ließ mich irgendwie eine ganze Weile nicht los. Wo war die von allem beschriebene Eröffnungsphase mit Abständen von 10 min zum Gewöhnen an den Schmerz? Wo waren die Rücken und Oberbauchschmerzen? Wieso kann ich nicht mehr laufen und kann den Schmerz nicht kontrollieren? Wer mich kennt weiß, dass ich sehr schmerzunempfindlich bin und eine ganze Menge locker aushalte. Warum bin ich dann auf einmal so überfordert. Das war vermutlich auch das Schlimmste für meinen Mann, der damit auch so gar nicht gerechnet hat.

Gut wir sind also ins Vorwehenzimmer, dort nahm die Hebamme den Befund (7 cm bei Ankunft) und hing mich ans CTG. Nach ca. 20 min kam sie wieder und bettete mich in den Kreißsaal um. Die Wehen hatten kaum noch Abstände. Ich war nicht in der Lage zu laufen, ich konnte nur liegen und atmen. Ich warf mich sogar vor Schmerzen im Bett umher und schrie, was ich im Nachgang überhaupt nicht glauben kann. Da wir die einzige Geburt waren, war die Hebamme bei uns. Sie sagte mir, dass mein Gehirn überfordert sei, weil das Schmerzgedächtnis sich nicht an den Schmerz gewöhnen konnte und dass die Darmkrämpfe natürlich außergewöhnlich sind.

Gegen 2.30h schaute ich meinen Mann an und sagte, dass ich nicht mehr könne. Er war sichtlich erschrocken. Das was ich nie wollte, brauchte ich jetzt, weil ich gefühlt nicht mehr klar kam. Ich bat die Hebamme um eine PDA. Es war für mich die erste innere Ohrfeige. Der Anästhesist, ein ziemlich unsympathischer Typ, kam, setzte 2x an dann saß die PDA. Sie saß um genau zu sein sogar perfekt. Ich spürte die Wehen noch, so dass ich hätte pressen können aber es war gut aushaltbar. Doch dann begann der Teufelskreis. .. Die Wehen ließen nach und ich musste an den Tropf. Eröffnet war ich mittlerweile komplett. Was aber irgendwie nicht kam war der Blasensprung. Die Hebamme fühlte nach, doch da War nichts. Ob ich was gemerkt hätte oder ob das Bett nass sei. Nein nichts… Hmmmmm Rätselraten. Gestern beim Ultraschall war ja noch Fruchtwasser da.

Der Tropf begann so langsam zu wirken und ich begann wieder zu atmen. Nach kurzer Zeit spürte ich langsam den Pressdrang. Die Maus hatte sich noch nicht komplett gedreht und rutschte immer wieder leicht zurück. Nach einer Weile wurde die Hebamme unruhig. Ich wusste nicht warum, aber ich spürte es. Kurze Zeit später kam sie mit der Assistenzärztin zurück. Diese erklärte mir, dass ich

  1. Fieber hätte, dass
  2. Meine Blase nicht gesprungen wäre, wohl also schon auf war und
  3. Die Herztöne unserer Tochter nicht ideal sein.

Sie nahm den Befund und war der Meinung, dass wenn ich presse sich schon etwas bewegt, die Werte aber nicht gut sind und Sie deshalb den Stationsarzt befragen müsse. Kurze Zeit später standen also 2 Hebammen (es war kurz vor Schichtwechsel), 1 Hebammen-Schülerin, 1 Assistenzärztin und ein Stationsarzt um mich rum. Der Arzt schaute auf das CTG, nahm wieder den Befund dachte nach und sagte die folgenschweren Worte, die noch heute laut in meinen Ohren schallen „Frau G., ich weiß, Sie haben bis hierher gekämpft aber die Herztöne Ihrer Tochter sind sehr schlecht, wir müssen einen Kaiserschnitt machen!“ In dem Moment als er begann zu sprechen, wusste ich was kommt. Ich wusste, dass jetzt das Schlimmste, was ich mir vorher vorstellen konnte, eintreten würde. Ich heulte los wie eine Verrückte. Er versuchte mich zu beruhigen „es ist wirklich notwendig“ ich sagte, ziemlich barsch „das sind die Hormone, natürlich müssen wir das machen“ Und dann ging alles verdammt schnell.

Die Hebammen kathetern mich erneut (das war bereits das 3x) und holten mir ein Bonding Top während die Ärzte raus stürmten. Eine Hebamme sagte dann noch, dass mein Mann mit rein könne, er bekäme dann OP Kleidung. Ich guckte ihn an und dachte nur „das will er nicht, er hasst Blut“ also sagte ich ihm, entgegen dem was ich fühlte, dass er nicht mit müsse, wenn er sich nicht dazu bereit fühle. Und dann war ich schon im OP. Das alles dauerte keine 5 Minuten. Der Anästhesist von der PDA war schon da. Zum Glück lag bereits die PDA ansonsten wäre nur noch eine Vollnarkose möglich gewesen. Dann begann man die PDA aufzuspritzen. Immer wieder fragte man mich ob ich die Kälte spüre. In völliger Panik davor etwas zu spüren sagte ich immer wieder „ja“ ich weiß nicht wie oft, auf jeden Fall durchschaute der Stationsarzt das irgendwann und meinte, dass wenn ich hier was spüre (quasi an der Brust) aber nicht hier, dann können wir jetzt loslegen.

Mein Mann war nicht da. Ich dachte er würde nicht wollen. Gott sei Dank fragte die Anästhesie-Schwester, wo denn der Vater sei. Und dann wurde mein Mann rein gelassen. Er wartete die ganz Zeit draußen.

Dann begann das für mich schmerzlichste und absurdeste, dass ich jemals in meinem Leben erlebt habe. Ich lag, fixiert wie am Kreuz auf einer Liege, spürte absolut nichts in meinem Körper. Es war unendlich hell. Um mich rum viele Menschen und vor mir ein grünes Tuch. Links die Schwester, an meinem Kopf der Anästhesist und rechts mein Mann der mich beruhigte. Es war ca. 6:50 als es losging. Der gesamte Tisch hat gewackelt, ich dachte ich fliege gleich runter. Am Blick meines Mannes konnte ich sein Entsetzen sehen, was da mit mir gemacht wurde. 6:54h und es gab einen lauten Schrei. Ich weinte und schrie, ich will Sie sehen. Dann lief jemand mit einem winzigen schreienden Bündel an mir vorbei. Ich konnte nichts erkennen. Nach ungefähr 2 Minuten kam ein Arzt und nahm meinen Mann mit. Er durfte bei Ihr sein als Sie abgesaugt und in Tücher gewickelt wurde und durfte das letzte Stück Nabelschnur abschneiden.

Während er weg war, passierte im OP folgendes: Die Hebamme kommt zurück und sagt „Er ist jetzt drüben“ ich total schockiert, konnte ja im vorbei rennen nichts erkennen frage den Anästhesisten an meinem Kopf „ Ist es jetzt ein Junge oder ein Mädchen?“ er „oh nicht drauf geachtet“ dann an den Arzt gewandt „War das jetzt ein Junge oder ein Mädchen“ er „Keine Ahnung“ ich lag da und dachte mir nur, klar ist ja nur ein Job Bauch aufreißen Kind entnehmen, Bauch flicken. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam mein Mann zurück. Er steht neben mir mit unserer Tochter im Arm und ich gucke ihn völlig geschockt an und frage „Ist es jetzt ein Junge?“ er „Hä? Nein natürlich ein Mädchen“ und gab mir meine Tochter.

Naja, er legte Sie mir ins Bonding Top… Mit der einen Hand die ich etwas bewegen konnte streichelte ich ihren Kopf und weinte bitterlich… So sollte das alles nicht laufen. Warum ist das alles nur passiert? Und dann wurde mir unendlich schlecht. Ich vermute der Druck die Anspannung die Erkenntnis über meine verkorkste Geburt alles zusammen ließen meinen Magen durch drehen. Ich schaute meinen Mann an und sagte, nimm Sie mit rüber mir wird schlecht. Und so nahm er Sie und ging raus. Ich blieb, festgebunden und taub auf dem OP Tisch zurück und weinte erneut… 45 lange und quälende Minuten lag ich da und spürte wie man mich zunähte. Natürlich spürte ich nichts im eigentlichen Sinne, aber es ruckelte und wackelte. Zwischendurch kam ein Kollege rein und brachte etwas und er wurde gefragt, ob er denn auch zur Party käme. Was tat ich da?! Ware auf dem Tisch… Als sie fertig waren sprach die Assistenzärztin zu mir. Sie erklärte mir dass alles sehr gut vernäht wurde, das alles ohne Komplikationen ablief und (ja das teilte man mir im OP mit) dass ich jetzt ein Jahr lang nicht schwanger werden dürfe.

Und dann passierte etwas, dass ich nie, nie in meinem Leben vergessen werde. Etwas Banales, das aber unglaubliche Angst in mir hervorrief. Man hob mich vom OP Tisch ins Kreißsaal Bett. Niemand der es nicht erlebt hat kann sich vorstellen, was es bedeutet, wenn fremde Menschen einen bewegen und man wirklich taub ist, wirklich gelähmt. Oben rum spürte ich alles, aber natürlich war ich Brust abwärts taub und dieses Gefühl vergesse ich nie. Noch Tage danach habe ich davon geträumt.

Zurück im Kreißsaal durfte ich nun endlich unsere Tochter in den Arm nehmen. DSCF6440_AUSSCHNITTEs war das schönste Gefühl meines Lebens und dennoch war ich unendlich von Trauer erfüllt. Es schmerzt mich immer noch so sehr, wenn ich daran denke, dass uns diese ersten Momente, diese Glücksgefühle genommen wurden. Dennoch im dem Moment blieb die Welt stehen. Wir waren nur für uns und ich legte sie zum ersten Mal an. Ich war unendlich glücklich als sich unsere Tochter als kleines Naturtalent erwies. Sie wusste wie es geht und dafür bin ich im Nachhinein sehr dankbar. Wenn ich Sie schon nicht natürlich gebären konnte, so sollte zumindest unsere Stillbeziehung harmonisch verlaufen.

Noch am selben Tag bestand ich darauf aufzustehen. Die Schwestern wollten es mir nicht erlauben, aber ich habe darauf bestanden. Ich glaube es war ein persönlicher Drang zu zeigen, dass ich kein Weichei bin, denn so kam ich mir vor. Nicht in der Lage mein Kind auf die Welt zu bringen, zu schwach und zu weich. Nicht stark und nicht laut genug, zu unerfahren und zu wenig unterstützt. Nach ca. 8 Tagen versuchte ich die Schmerzmittel auf eigene Faust abzusetzen. Nach 14 Tagen war ich quasi beschwerdefrei. Die äußere Narbe verheilte schnell und sauber. Die Narbe auf meiner Seele wurde aber von Tag zu Tag größer.

Ich hatte Albträume und immer wenn ich eine natürlich Geburt sah oder jemanden von einer natürlichen Geburt erzählen hörte verfiel ich in eine unendliche Trauer. Ich recherchierte, las das Buch „Kaiserschnitt. Wie Narben an Bauch und Seele heilen können“ und verarbeitete langsam das Erlebte. Zu guter Letzt orderte ich noch meinen Geburtsverlaufsbericht aus dem Krankenhaus, der mich noch mehr aufwühlte als dass er mir nützte.

Heute ist mir vieles Klarer. War ich doch am Tag und auch Wochen danach so unendlich dankbar für die Hebamme die uns betreut hat, so bin ich heute am meisten von ihr enttäuscht. Sie hätte mich stärken müssen, sie hätte mich motivieren und an meine Kraft als Frau appellieren müssen. Mein Mann war dazu nicht in der Lage und das ist auch absolut verständlich. Er erlebte seine starke Frau in einem Ausnahmezustand sonders gleichen. Die Hebamme hingegen weiß, dass wir am Rande des Wahnsinns sind, wenn wir ein Kind gebären. Sie weiß aber auch, dass wir dazu gemacht sind. Ich fühlte mich mit meinem Schmerz allein gelassen. Und ich glaube auch, dass wir es zumindest einmal hätten probieren können. Die Entscheidung für den Kaiserschnitt kam so schnell. Beide Ärzte haben keine 5min geguckt oder getestet. Als Erstgebärende ist man unsicher. Man kennt die Schmerzen nicht, man kennt keine Statistiken. Es wird mit Angst gearbeitet und dann will man nur eins – das richtige tun.

Dankbar bin ich im Nachhinein für die PDA. Hätte ich eine Vollnarkose gehabt, wäre ich vermutlich wirklich daran verzweifelt. So habe ich zumindest ein bisschen das Gefühl mein Kind geboren zu haben, da ich wach war und Ihren ersten Schrei gehört habe. Trotzdem war auch die PDA meiner Meinung nach ein Auslöser für den Verlauf und den Ausgang der Geburt.

Nun ist fast ein Jahr vergangen. Ich habe noch immer nicht meinen Frieden machen können. Ich fühle mich immer noch als Versagerin und denke, dass der Kaiserschnitt unser Urvertrauen, das wichtige Bonding erschwert hat. Aber ich weiß eins, sollte ich noch ein Kind bekommen, wird das anders ablaufen. Ich weiß jetzt was auf mich zukommt. Ich habe keine Angst davor, im Gegenteil, ich stehe dem offen entgegen und vermutlich würde ich diesmal ein Geburtshaus dem Krankenhaus vorziehen. Vieles war einfach nur Routine. Diese schreckliche Atmosphäre im OP, die Art wie sich da unterhalten wurde, während ich da lag – wach. Auch wenn ich das Krankenhaus und die Abläufe sonst als sehr gut empfand. Die Angst, dass es wieder so läuft ist vermutlich zu groß.

Alles in Allem sehe ich dieses Erlebnis jetzt als ein Teil von mir. Ein Teil der das beste in meinem Leben hervorgebracht hat, auch wenn ich es uns für uns alle anders vorgestellt habe, so bin ich doch erfüllt von so viel Liebe, ob der Geburt unserer Tochter.

Eure Frau G.