Heute möchte ich mal über unser Langzeitstillen erzählen.
Die Zwillinge habe ich lange voll gestillt, denn sie wollten nix essen. Über ein Jahr haben sie sich ihre Mahlzeiten an meiner Brust geholt. Dann wurde es Stück für Stück besser und sie aßen mehr und mehr auch größere Portionen.
Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen was ich mir alles anhören musste an guten „Ratschlägen“ und auch nett gemeinten Sorgen der Anderen.
Die kriegst Du nie mehr von der Brust. Was soll das werden, wenn sie in den Kindergarten kommen. Das wird ganz schwer mit der Eingewöhnung. Du musst ihnen das frühzeitig abgewöhnen. Siehst Du, ich hab es Dir gesagt, jetzt ist es zu spät. Sie sind schon so klein und dünn, gib ihnen mal was Richtiges zu essen. Werden sie denn überhaupt satt beide.
Und Vieles, Vieles mehr.
Ich hatte nie vor zur Langzeitstillenden zu werden. Es ist einfach passiert. Und je nachdem in welchem Umfeld man lebt ist man schon lange am Stillen wenn man mehr als 12 Monate stillt.
Für die Generation meiner Eltern und Großeltern unvorstellbar und das obwohl sie auch gestillt haben, aber eben in der Regel nicht soooo lange.
Nun gut. Ich war also schon langzeitstillend mit den Zwillingen. Mit etwa 20 Monaten habe ich sie nachts abgestillt. Darüber könnt ihr hier später mal lesen. Ich wollte einfach nachts nicht mehr. Ich wollte schlafen.
Mit 21 Monaten sind sie in den Kindergarten gekommen. Damit reduzierte sich das Stillen automatisch nochmal. Übrigens war das Stillen kein Problem bei der Eingewöhnung. Entgegen aller Erwartungen. 😉
Etwa einen Monat vor ihrem zweiten Geburtstag haben wir nur noch abends gestillt und das war irgendwie nicht mehr gemütlich und innig sondern lästig. Für mich war es lästig. Für die Mädchen war es ein letztes Ritual bevor wir gelesen haben und dann geschlafen. Eines Abends habe ich dann gesagt heute nicht und am nächsten Tag haben sie nicht mehr danach gefragt. Erst Wochen später ist ihnen das Stillen wieder eingefallen aber da war längst Ebbe bei mir.
Manchmal hatte ich hinterher das Gefühl es war zu früh für sie…
Nun aber zur Jüngsten. Schonmal zwei Kinder gestillt zu haben ist unglaublich wirksam für das Still-Selbstwertgefühl. Unsere Stillbeziehung startete also wunderbar. Ab und zu musste ich mich etwas bremsen, denn mit „nur“ einem Kind dachte ich, ich könne Bäume ausreißen. Meine Brust zeigte aber deutlich, dass unser Beziehung noch wächst und ich nicht übermütig seien sollte. Ich schaltete also immer wieder mal einen Gang zurück. Sagte Termine ab und genoss die Zweisamkeit mit ihr. Ein kleines Problem hatten wir rund um die 10. Woche. Ich zweifelte schon ein bisschen an mir und meiner total selbstsicheren Einstellung zum Stillen, denn jedes Mal nach dem Schlafen schrie mein Kind wie verrückt. Sie weinte doll und ließ sich nicht mit der Brust beruhigen. Es stellte sich aber heraus, dass sie einfach nur pullern musste. Je länger sie schlief desto doller schrie sie hinterher. Ja klar denn desto nötiger musste sie pullern. Es dauerte bis ich es begriffen hatte und sobald ich mit windelfrei komplett (durch)startete hörte dieses Verhalten gegenüber meiner Brust auf, das ich fälschlicherweise für ein Stillproblem hielt.
Die Jüngste war viel früher an „richtigem“ Essen interessiert als ihre Schwestern. Kein Wunder denn vier Personen lebten es ja vor und vor allem an ihren Schwestern orientiert sie sich sehr. Aber ich war natürlich auch viel entspannter was den Umgang mit dem Stillen und dem Essen anging, denn ich wusste ja dass mein Kind nicht bis zur Volljährigkeit stillt und auch mit dem Kindergarten selten Probleme durch das Stillen entstehen. Ich war erfahrener und entspannter. So stillen wir nun schon lange. Bald 2,5 Jahre.
Schon mit den Großen habe ich mich nie so wirklich als Langzeitstillende gesehen und deshalb ist es etwas ungewohnt für mich, dass wir immernoch stillen. Ich habe meinen „Frieden“ damit noch nicht gemacht. Manchmal nervt es mich. Dann finde ich es wieder praktisch und manchmal gibt es mir einfach ganz viel Nähe, denn meine Jüngste ist nicht ganz so verschmust wie ihre Schwestern. Sie ist viel selbstständiger, selbstbewusster und eine richtige kleine Persönlichkeit mit eigenem Kopf. Es ist ein Auf und Ab und ich bin mit meinen Gefühlen gegenüber dem Stillen nicht sicher.
Nachts stillt sie nicht mehr. Das haben wir ausgeschlichen. Sehr angenehm, denn sie schläft nun schon eine Weile durch. Tagsüber mag sie aber gerne noch häufig stillen und auch in der Öffentlichkeit und da fällt es mir manchmal schwer ihren Wunsch zu erfüllen. Warum stehe ich da nicht drüber? Ich weiß es nicht genau. Ich bin ambivalent unserem Langzeitstillen gegenüber. Ich bin da so reingerutscht. Es war nicht mein Plan oder mein Wunsch. Es ist einfach passiert und nun stehe ich da. Ganz unvorbereitet. Keine Erfahrung damit. Unsicher.
Was wenn sie doch noch länger stillen will und/oder ich nicht aufhören möchte? Oder halte ich sie unbewusst an der Brust, weil ich weiß, dass sie mein letztes Kind ist? Keine weiteren Stillkinder. Ist es normal oder provoziere ich unbewusst etwas Unnormales? Oder sogar bewusst?
Ohje. Immer diese Zweifel.
Zum Glück gibt es schöne Blogbeiträge über andere Stillmütter und ihre Stillbeziehungen. Ich hab hier mal ein paar Links für Euch, falls ihr auch manchmal unsicher seid.
MotherBirth – Stillen in der Schwangerschaft
Geborgen Wachsen – Ein Kleinkind stillen!?
Von guten Eltern – Stillzeiten – Lang, Länger, am Längsten?
Einfach klein – Stillen ist… normal
Nestling – Langzeitstillen – Ist da überhaupt noch was drin?
ÖkoHippieRabenmütter – Langzeitstillen
Lassen wir uns nicht von unseren Zweifeln auffressen und vertrauen einfach der Natur und unserem Bauchgefühl. Alles hat seine Zeit.
Wie ist das bei Euch? Wie war das bei Euch?